Meerschweinchenhotel (Juni 2016)


Die kleinen Gäste bekommen allen Komfort – und das sogar gratis: Auf dem Schulhof der Maria Montessori Grundschule in Coesfeld gibt es nun ein Meerschweinchenhotel. Das von der Tischlerwerkstatt Stefan Roters maßgeschneiderte und wetterfeste Miniatur-Holzhaus, das mit aktiver Unterstützung durch Eltern und Sponsoren entstanden ist, beherbergt drei Tiere. Auf drei Etagen finden sich Einzelzimmer mit Ruhezonen, die über Holztreppen miteinander verbunden sind. Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen übernehmen dann den Zimmerservice, wobei sie die Meerschweinchen mit ihrem Lieblings-Grünfutter versorgen.
Auch Außengastronomie ist vorhanden: Das Hotel ist mit einem großzügigen Gehege samt Auslauf kombiniert, das ebenfalls über Spenden finanziert wurde. Die Namensgebung haben die Kinder übernommen. Ein Familien-Trio ist eingezogen. „Oma Fienchen“ ist bereits vier Jahre alt und bringt ihre zweijährigen Zwillingskinder mit: „Trüffel“ ist der Chef des Trios und „Rosalie“ hat ein Handicap. Alle drei bekommen genug Platz, wie Angela Wagener berichtet, die das Projekt koordiniert: „Schon in der Planungsphase wollen wir die Kinder für den Tierschutz sensibilisieren.“
Das Projekt mit den putzigen Haustieren hat an der Seminarstraße bereits 2013 begonnen – fächerübergreifend lernen die Schüler die Nagetiere näher kennen. Denn so niedlich Meerschweinchen auch sind, die Arbeit mit ihnen hat durchaus einen ernsten, pädagogischen Hintergrund; es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und ein Pflichtgefühl zu entwickeln. Nebenbei wird biologisches Fachwissen vermittelt. Im Schulalltag dürfen die Kinder neben der Kontaktaufnahme auch die Tiere pflegen und versorgen. Inzwischen haben rund 50 Kinder das „Meerschweinchen-Diplom“ erworben, wovon sich sieben Kinder derzeit im Kurs für Fortgeschrittene weiterbilden – zu kenntnisreichen und routinierten Assistenten.
„Das Leben und Lernen mit den Tieren prägt die Schulgemeinschaft und passt gut zum Montessori-Konzept“, berichtet Angela Wagener. Diese Pädagogik fördert Eigeninitiative und Selbständigkeit, soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Toleranz und Hilfsbereitschaft, aber auch der Umgang mit eigenen Stärken und Schwächen werden trainiert. Es geht zudem darum, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und sich anzupassen. Dabei können die Kinder authentische Erfahrungen mit wirklichen Tieren sammeln – statt unrealistische Tierfiguren virtuell am Computer oder im Fernsehen zu erleben: Streichelangebote werden von den „Diplom-Kindern“ in den Pausenzeiten angeboten. Kinder mit Förderbedarf werden von anderen Schülern im Projekt begleitet. Auch eine Fotodokumentationsgruppe gibt es. Die Rahmenbedingungen wurden sogar mit dem Tierschutz abgesprochen.
Angela Wagener geht davon aus, dass die Bewohner des Meerschweinchenhotels deshalb zu echten Dauergästen werden: „Die Tiere fühlen sich bestimmt sehr wohl in ihrer neuen Umgebung.“

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